Was kannst du also konkret tun?
Emotionale Kompetenz ist die absolute Grundlage für ein glückliches und vor allem freies Leben. Wenn du mit deinen eigenen Emotionen und den Emotionen anderer umgehen kannst, befreist du dich davon, überall Harmonie erhalten zu wollen. Du kreierst und erhältst die innere Harmonie. Es ist das, was viele als Resilienz bezeichnen. Resilienz bedeutet nicht, die Zähne zusammen zu beißen und weiter zu machen. Es bedeutet mit äußeren Einflussfaktoren wirklich in der Tiefe umgehen zu können. Die erschaffst du in dem du deine emotionale Kompetenz entwickelst. Dabei sorgst du nicht dafür, dass du dich nie wieder schlecht fühlst oder dass du schmerzhafte Gefühle sofort wegdrückst. Stattdessen lernst du sie wirklich zu zu lassen und durch dein System durchfließen zu lassen. Dazu gehört auch, anderen ihre negativen Gefühle haben zu lassen. Das ist besonders relevant, wenn du selbst schon Kinder hast. Ein Kind muss nicht sofort beschwichtigt oder getröstet werden. Du kannst es auch in seiner Wut oder Trauer begleiten, ohne etwas an seinem Zustand verändern zu wollen. Das ist nur ein ungewöhnlicher Ansatz, da die meisten Menschen eben keine ausgebildete emotionale Kompetenz haben und negative Gefühle sofort wegmachen wollen. Wo wir wieder beim Thema sind. Es geht nicht darum, deinen Trennungsschmerz „weg zu machen“. Es geht darum, damit umzugehen und das eben auch ausreichend zu betrauern. Ausreichend ist übrigens ebensowenig im Außen definierbar. Was ausreichend ist, entscheidest alleine du – aus dem Gefühl, nicht aus dem Verstand. 😉
Liebe und Beziehung zu trennen ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Liebe ist das Gefühl, was in uns entsteht. Es kommt nicht durch jemand anderen, sondern durch unsere Gedanken ÜBER jemand anderen. Ein kleines Experiment: Stell dir vor eine wildfremde Person würde plötzlich vor deinem Fenster stehen mit einem Strauß deiner Lieblingsblumen und dir unendliche Liebeserklärungen machen. Was würdest du fühlen? Fühlst du dich geliebt? Wahrscheinlich nicht. Jetzt stell dir vor, dein Schwarm würde das machen? Oder dein geliebter (Ex)Partner? Was dann?
Oder sprechen wir mal vom verliebt sein in jemanden, der einen nicht will. Deine Gefühle sind ja nicht einfach weg, weil der andere nicht mit dir in einer Beziehung sein will. Es kann sehr heilsam sein, diese Erkenntnis zu verinnerlichen. Liebe ist das Gefühl und sie ist losgelöst vom Beziehungsstatus. Im Idealfall bin ich mit jemanden in einer Beziehung, den ich auch liebe. Jedoch gibt es verschiedenste Kombinationen. Man kann mit jemanden in einer Beziehung sein, ohne dieses Gegenüber zu lieben. Man kann auch jemanden lieben und nicht mit diesem Gegenüber eine Beziehung führen. Man kann auch jemanden lieben und mit jemand anderen eine Beziehung führen. You name it. Es gibt unendlich viele Kombinationen.
In meiner Weltanschauung treffen wir die Menschen in unserem Leben immer aus einem bestimmten Grund. Wir haben eine Aufgabe vereinbart, die sich erfüllen will. Manche bleiben fast das ganze Leben, andere nur für mittelfristige oder kurze Episoden. Sie bleiben genau so lange bis sich die Aufgabe erfüllt hat. Und deswegen vollenden sich unsere Beziehungen genau dann, wenn sich die Aufgabe erfüllt hat. So lade ich euch dazu ein, sich mal in diese Vorstellung hineinzufühlen. Was wäre, wenn Liebe bestehen bleiben kann und gleichzeitig sich eine Beziehung vollendet oder auch ihre Form wechselt? Warum eine Beziehung die Form wechseln kann? Sie kann von Liebe zu Freundschaft und von Freundschaft zu Liebe wechseln. Auch hier gibt es viele viele Möglichkeiten. Diese Sichtweise ist besonders dann hilfreich, wenn man nach der Trennung weiterhin noch Kontakt zueinander hat, wie es bei getrennten Eltern oft der Fall ist. Dazu aber an anderer Stelle mehr.
So kann ich also auch jemanden weiterlieben, ohne dass ein regelmäßiger Kontakt besteht. Ich kann jemanden lieben UND meine Grenzen ziehen. Genau das nennen wir dann Bedingungslose Liebe – losgelöst vom Beziehungsstatus.
Und schließlich echtes Vertrauen. Kein Pseudovertrauen. Noch nie gehört? Pseudovertrauen ist das Vertrauen darin, dass andere Menschen einem nie weh tun werden. Doch das ist leider völliger Bullshit! Menschen tun Dinge immer FÜR sich. Dass das anderen nicht unbedingt schmeckt, ist durchaus möglich. Die Zeiten vom kollektiven People Pleasing neigen sich dem Ende und es geht darum, dass jeder sein individuelles Potenzial entfaltet. Dazu gehört auch, so zu leben, wie es jeder für sich selbst möchte. An Orten zu leben, wo man möchte. Dinge zu tun, die man möchte. Den Job auszuüben, den man möchte usw.
Besonders in Familien gehen dann die Vorstellungen davon, wie man leben möchte weit auseinander. Viele bleiben den Eltern zu Liebe in der Nähe wohnen, obwohl es sich innerlich in die Welt zieht. Und so ist es eben auch mit Paarbeziehungen und Freundschaften. Menschen verändern sich und haben vielleicht plötzlich neue Visionen für ihr Leben. Es ist nicht unsere Aufgabe unser Leben nach anderen auszurichten. Unsere Aufgabe ist, unser Leben nach unseren Vorstellungen zu leben – auch wenn das anderen mal weh tun kann.
Und genau hier kommt echtes Vertrauen ins Spiel. Es geht nicht darum, dass andere sich immer so verhalten sollen, damit ich keinen Schmerz fühlen muss. Es geht darum, dass ich damit umgehen kann, wenn es so kommt. Was ist hierbei wohl elementar? Genau, die emotionale Kompetenz. Statt auf darauf zu vertrauen, dass andere sich immer so verhalten, dass es uns immer gut geht, vertrauen wir darauf, dass wir mit all unseren Emotionen umgehen können. Wir stärken das Urvertrauen in uns selbst. Und wer könnte zuverlässiger sein als du selbst? 😀
Ich vertraue darauf, dass ich mich mit emotional erwachsenen Menschen umgebe. Wo mir vielleicht nicht alles gefällt, was sie tun, wo aber Wohlwollen im Miteinander herrscht. Ich vertraue darauf, dass ich mit allem umgehen kann.
Diese Menschen finde ich vor allem durch Beobachtung von anderen und von mir selbst (das ist der schwierige Part 😉 ) Dazu gehört, dass ich sehr klar weiß, was ich in meinem Leben haben möchte und was nicht. Ich habe Werte definiert und überprüfe, ob die Werte mit Menschen, die ich kennenlerne übereinstimmen. Nicht durch ihre Worte, sondern durch ihr Handeln. Danach darf ich dann konsequent aussortieren und auch mich selbst reflektieren, wann und warum ich inkonsequent dabei sein möchte und anfange mich selbst zu belügen. Die Frage ist nämlich nicht, was andere mit uns machen, sondern welche Verhaltensweisen wir dulden und welche nicht? Ich weiß also nicht, ob jemand es gut mit mir meint oder nicht. Aber ich beobachte sehr genau, wie sich jemand zeigt – auch anderen gegenüber und ob das Verhalten zu meinen Werten passt.